79. Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau - ein Rückblick

Bewegende Befreiungsfeier am Sonntag in Dachau und mahnende Worte zur Verteidigung der Demokratie von Stiftungsdirektor Karl Freller: „Die Befreiung des KZ Dachau ist mehr als ein historisches Ereignis. Sie mahnt uns vor allem, die Demokratie jeden Tag aufs Neue zu verteidigen…“

Der Präsident des Comité International de Dachau (CID), Dominique Boueilh, der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, Karl Freller, und Dr. Gabriele Hammermann, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, hatten geladen und sieben Überlebende sowie knapp 300 geladene Gäste waren ihrer Einladung gefolgt. Am Sonntag, den 5. Mai, fand die Gedenkfeier anlässlich des 79. Jahrestags der Befreiung der Häftlinge des KZ Dachau statt. Am 29. April 1945 waren sie durch Einheiten der US-Armee befreit worden. Kernstück der Veranstaltung war - wie jedes Jahr - die Zentrale Gedenkfeier auf dem ehemaligen Appellplatz. Hier sprach Kultusministerin Anna Stolz das erste Mal in ihrer neuen Funktion als Stiftungsratsvorsitzende der Stiftung Bayerische Gedenkstätten. Auch in diesem Jahr gab es davor ein würdiges Gedenken mit Kranzniederlegung am ehemaligen Krematorium. Besonders beeindruckend war wieder einmal die große Zahl an Kränzen, die am Ende der Befreiungsfeier am Internationalen Mahnmal niedergelegt wurden.

Wie immer begann der Gedenktag mit Gottesdiensten der verschiedenen Glaubensrichtungen an den religiösen Stätten auf dem Gelände und endete mit einer Zusammenkunft im Max-Mannheimer-Haus in Dachau. Ein vielfältiges Rahmenprogramm stand schon die Tage davor einer interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung. Nach einer umfassenden und warmen Begrüßung durch die Leiterin der KZ-Gedenkstätte, Dr. Gabriele Hammermann, richte sich Stiftungsdirektor Karl Freller mit einem Grußwort zum Thema Demokratie an die Gäste. Er mahnte angesichts aktueller Entwicklungen wie einer Zunahme an Antisemitismus, politischer Radikalisierung sowie einer zeitgleich stattfindenden Entpolitisierung von Gesellschaftsgruppen: „Die Befreiung des KZ Dachau ist mehr als ein historisches Ereignis. Sie mahnt uns vor allem, die Demokratie jeden Tag aufs Neue zu verteidigen. Erheben wir unsere Stimmen gegen Lügen und Hass, gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung.“

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Grußworte und Reden am ehemaligen Appellplatz

Kultusministerin Anna Stolz, die in ihrer neuen Funktion als Stiftungsratsvorsitzende ihre erste Rede bei einer Befreiungsfeier hielt, betonte: „Wir müssen unsere jungen Menschen stark machen gegenüber Antisemitismus, Hass und Verblendung. Das ist unser Auftrag aus der Geschichte und unsere historische Verantwortung. Für mich ist Bildung der Schlüssel für eine starke Demokratie und für starke junge Menschen, die selbstbewusst durchs Leben gehen und sich einsetzen für Werte wie Freiheit, Toleranz und Mitmenschlichkeit.“

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Des Weiteren sprachen Maria Bering, Abteilungsleiterin „Erinnerungskultur“ bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth, und Dominique Boueilh, Präsident des Comité International de Dachau (CID), der Vertretung der Überlebenden. Besonders bewegend waren die Gedenkbotschaften der drei Überlebenden des Konzentrationslagers Dachau, Mario Candotto, Jean Lafaurie sowie Ivor Perl per Videoaufzeichnung. Insgesamt sieben Überlebenden war es dieses Jahr möglich gewesen, die Gedenkfeier durch ihre Teilnahme zu beehren.

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Insgesamt sieben Überlebende beehrten die Gedenkfeier mit ihrer Anwesenheit:

  • Abba Naor, Vizepräsident des CID, Überlebender des KZ Dachau
  • Mario Candotto, Überlebender des KZ Dachau
  • Jean Lafaurie, Überlebender des KZ Dachau
  • Erich Finsches, Überlebender des KZ Dachau
  • Leslie Rosenthal, Überlebender des KZ Dachau
  • Lynne Farbman, Überlebende des KZ Dachau
  • Nick Hope, Überlebender des KZ Dachau
  • Achim Baron von Kutzschenbach, Überlebender des KZ Dachau

 

Religiöses Gedenken

Am Morgen hatten die Katholische, die Evangelische und die Griechisch-Orthodoxe Kirche im Karmel „Heilig Blut“ zu einem gemeinsamen ökumenischen Gottesdienst eingeladen. Auch die Russisch-Orthodoxe Kirche hatte zum Gottesdienst geladen sowie der Landesverband israelitischer Kultusgemeinden in Bayern zur Jüdischen Gedenkstunde.

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Mahnende Worte des Holocaust-Überlebenden Abba Naor am ehemaligen Krematorium

Ab 10:45 Uhr kamen die Besucher dann am ehemaligen Krematorium zum Gedenken mit Kranzniederlegung zusammen. Hier sprachen der Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Dachau, Florian Hartmann, sowie Abba Naor, Vizepräsident des CID und Holocaust-Überlebender. In einem feierlichen Umzug mit dem Dachauer Totenbuch, das von CID-Mitglied Joëlle Boursier getragen wurde, ging es danach zum Appellplatz, begleitet von Dachauer Schülerinnen und Schülern, die Fahnen trugen.

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Hier fand unter einem offenen Zeltdach ab 11:30 Uhr die Zentrale Gedenkfeier mit zahlreichen bewegenden Redebeiträgen statt. Danach schloss die Veranstaltung mit der traditionellen Kranzniederlegung am Internationalen Mahnmal. In diesem Jahr waren es 95 Kränze, die im Gedenken an die Opfer niedergelegt wurden. 

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Tag der Begegnung zum Ausklang

Nach der Gedenkfeier fand wie alle Jahre der Tag der Begegnung im Max Mannheimer Haus in Dachau statt. Dazu luden der Förderverein für Internationale Jugendbegegnung und Gedenkstättenarbeit in Dachau und die Lagergemeinschaft Dachau ein. 

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Die KZ-Gedenkstätte Dachau war den ganzen Tag für den Publikumsverkehr geöffnet, so dass auch interessierte Besucherinnen und Besucher an den Feierlichkeiten teilhaben konnten.

Die Feier anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung des KZ Dachau findet am Sonntag, den 4. Mai 2025 statt.