Die zerstörte Jugend des Holocaust-Überlebenden Abba Naor im Film

Die Stiftung Bayerische Gedenkstätten stellt ab sofort den Film „Father_Land_Scape“ online zur Verfügung. „Diese bewegende künstlerische Umsetzung von Abba Naors Leid während des Naziterrors ist ein Angebot an alle, die sich der historischen Vermittlung des Themas verpflichtet fühlen“, so Direktor Karl Freller.

MÜNCHEN, 21. März 2024 – Zum heutigen 96. Geburtstag des Holocaustüberlebenden und engagierten Zeitzeugen Abba Naor freut sich die Stiftung Bayerische Gedenkstätten, den Kunstfilm von Esther Glück über Naors Leben in der Zeit des Nationalsozialismus zum kostenfreien Download Schulen und anderen Bildungseinrichtungen zur Verfügung zu stellen. Der Film entstand unter Mitwirkung von und in enger Abstimmung mit Abba Naor.

Geboren 1928 in Kaunas, Litauen, als Sohn jüdischer Eltern, überlebte der junge Abba Naor die Willkür und Unmenschlichkeit der Nationalsozialisten zunächst im Ghetto Kaunas, dann im KZ Stutthof. Auch die harte Zwangsarbeit in den KZ-Außenlagern des KZ Dachau, Utting und Kaufering I, überstand er. Später emigrierte Naor nach Israel, wo er bis heute lebt. Mittlerweile engagiert er sich seit Jahrzehnten für eine aktive Erinnerungskultur. In dem Zusammenhang besucht er jährliche mehr als hundert Schulen und andere Bildungseinrichtungen in Bayern und berichtet dort als Zeitzeuge. Zum Film „Father_Land_Scape“ befragt, sagte er: “Dieser Film ist ein starkes Dokument dieser Zeit; er beschreibt treffend die Atmosphäre von damals. Ohne Worte und mit Musik redet der Film nicht viel und sagt gleichzeitig alles.”

Der circa einstündige Film ist in neun Kapitel unterteilt, die den Lebensstationen von Abba Naor in diesen Jahren entsprechen. Unterlegt ist er mit klassischer Musik von Dimitri Schostakowitsch und Mieczyslav Weinberg. Idee, Konzept, Zeichnung und Regie stammen von der bildenden Künstlerin Esther Glück aus Dachau. Kamera, Schnitt und Editing lagen bei ihrem beruflichen Partner Thomas Gottschalk; die musikalische Leitung zur Filmmusik verantwortete die Pianistin Elena Rachelis. Die Premiere fand am 17. Oktober 2023 im Bayerischen Landtag statt. Seither ist das Interesse von Schulen und Bildungseinrichtungen an ihm groß. Nun kann der Film inklusive Zusatzmaterialien kostenfrei hier heruntergeladen werden. Filmvorführungen in anderem oder größerem Rahmen können unter ZmF0aGVyLWxhbmQtc2NhcGVAZ214LmRl angefragt werden.

„Diese bewegende künstlerische Umsetzung von Abba Naors Leid während des Naziterrors ist ein Angebot an alle, die sich der historischen Vermittlung des Themas verpflichtet fühlen“, so Stiftungsdirektor Karl Freller, der die Idee des Films von Anfang an unterstützenswert fand. „Ich freue mich sehr, dass die Stiftung Bayerische Gedenkstätten nun Schulen und anderen Bildungseinrichtungen einen unkomplizierten Zugang zu „Father_Land_Scape“ bietet. So können nun sehr viel mehr Pädagoginnen und Pädagogen sowie andere Bildungsstätten den Film und das Zusatzmaterial sichten und sich dann entscheiden, ob und wie sie ihn in ihren Unterricht oder ihre Projektarbeit einbinden wollen. Die hinterlegte Filmversion eignet sich gut für interne Vorführungen, z.B. auf einem großen Plasma-Bildschirm. Sollten größere Aufführungen geplant werden, stehe ich als Ansprechpartnerin zur Verfügung,“ so Esther Glück. Und weiter: „Gerade in der aktuellen Situation sehe ich meinen Film über die Jugend von Abba Naor während des Nationalsozialismus als ein Angebot, sich den Themen Diktatur und Antisemitismus auf eine weitere, künstlerische Art zu nähern. Die Bilder sind recherchiert und intensiv, die Methodik des Ausradierens wirkt emotional nach. Eine Begleitung sowie entsprechende Vor- und Nachbereitung sind im schulischen Kontext bzw. bei Aufführungen mit Jugendlichen auf jeden Fall geboten.“ 

Großzügig gefördert wurde das Filmprojekt von der FRISTO Stiftung, Kooperationspartnerin ist die Stiftung Bayerische Gedenkstätten.