„Zivilcourage ist das stärkste Gegengift gegen Hass und Geschichtsvergessenheit“, kommentiert Stiftungsdirektor Karl Freller die heutige Verleihung des Georg-Elser-Preises der Stadt München
Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten und als Gast bei der Veranstaltung vor Ort, kommentiert die Preisvergabe mit folgenden Worten: „Zivilcourage ist das stärkste Gegengift gegen Hass und Geschichtsvergessenheit. Wer wie das Team von Recherche Nord mutig Missstände aufdeckt und rechtsextreme Netzwerke und AfD-Machenschaften sichtbar macht, verteidigt aktiv die Demokratie, die uns alle schützt. Ich bin sehr dankbar, dass die Stadt München diesen Preis im Sinne des sehr mutigen Einzelkämpfers Georg Elsers an diese mutigen Autorinnen und Autoren vergibt.“
Der Georg-Elser-Preis erinnert an den gleichnamigen Widerstandskämpfer, der am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller ein Attentat auf Adolf Hitler verübte, um den drohenden Krieg zu verhindern; zum Zeitpunkt der Bombendetonation hatte Hitler ungeplant früh das Wirtshaus bereits verlassen. Elser wurde kurz darauf gefasst, über fünf Jahre lang inhaftiert und am 9. April 1945, kurz vor der Befreiung, im KZ Dachau auf Führerbefehl ermordet. Sein unbeugsamer Mut und sein individuelles Handeln gegen die Diktatur sind außergewöhnlich.
Die Jury des Georg-Elser-Preises hob in ihrer Begründung hervor, dass die Arbeit von Recherche Nord höchste Anerkennung und Schutz verdiene. In einer Zeit, in der der Rechtsextremismus in Deutschland eine Bedrohlichkeit erreicht habe wie seit der Nachkriegszeit nicht mehr, leiste das Kollektiv einen unverzichtbaren Beitrag zur Aufklärung und Verteidigung demokratischer Werte.
Recherche Nord deckte in den vergangenen Jahren enge Verbindungen zwischen AfD-Politikerinnen und -Politikern und rechtsextremen Gruppierungen auf, dokumentierte regelmäßig Neonazi-Aufmärsche sowie rechte Rockkonzerte und machte die dahinterstehenden Netzwerke transparent. Besonders eindringlich sind ihre Recherchen über rechtsextreme Jugendveranstaltungen, die in besonderem Maße verdeutlichen, wie extrem rechte Kreise versuchen, den demokratischen Grundkonsens der Gesellschaft von innen heraus zu unterwandern.
Unter erheblichen persönlichen Risiken machen die Autorinnen und Autoren ihre Arbeit; oft anonym, um sich vor Angriffen und Einschüchterungsversuchen zu schützen. Zu den Bedrohungen gehören Rechtsklagen, physische Übergriffe und psychischer Druck.
Karl Freller: „Mit der Auszeichnung von Recherche Nord setzt die Stadt München ein starkes Zeichen gegen rechtsextreme Strukturen und gegen die zunehmenden demokratiefeindlichen Tendenzen innerhalb der AfD. Der Kampf für die Demokratie bleibt Auftrag und Verantwortung im Sinne Georg Elsers.“
Der Georg-Elser-Preis wird seit 2013 alle zwei Jahre im November als Preis der Landeshauptstadt München verliehen und ist mit 10.000 Euro dotiert. Mit dem Preis werden das Wirken und Handeln von Menschen mit Zivilcourage, die sich für demokratische Errungenschaften einsetzen, ausgezeichnet.
Inhaltspezifische Aktionen
