Informationstafeln erinnern an KZ-Außenlager "Kaufering X" - Utting setzt Zeichen für Erinnerungskultur

MÜNCHEN, 12. November 2025 – In Anwesenheit des Holocaust-Überlebenden Abba Naor konnten am Sonntag, den 10. November, neue Informationstafeln am KZ-Friedhof Utting eingeweiht werden. Sie entstanden in Kooperation der Gemeinde Utting, der Europäischen Holocaustgedenkstätte Stiftung e.V. und der Stiftung Bayerische Gedenkstätten.

Seit 2013 verwaltet die Stiftung Bayerische Gedenkstätten 75 KZ-Friedhöfe in Bayern. Seitdem setzt sich die Stiftung nicht nur für die Pflege dieser Stätten ein, sondern erweitert auch kontinuierlich das Informationsangebot an diesen Orten. "Die neuen Informationstafeln ermöglichen es Einheimischen sowie Besuchern, sich vor Ort über dieses Kapitel der Ortsgeschichte zu informieren. Sie sind ein wichtiger Beitrag zur Erinnerungskultur und zum Gedenken an die Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft", so Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten.

Berührende Zeremonie zur „GeDENKzeit" am 9. November 2025

Die Einweihung der Tafeln fand im Rahmen der jährlichen „GeDENKzeit" statt, mit der die Gemeinde Utting an die Reichspogromnacht erinnert. Bürgermeister Florian Hoffmann begrüßte die zahlreichen Gäste, bevor Pfarrer Jochen Eberhardt seine Gedanken teilte. Dr. Jascha März, Leiter Wissenschaftliche Dienste und Archiv der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, betonte in seiner Ansprache die Bedeutung ortsbezogener Erinnerung und würdigte die Schautafeln als wichtigen Baustein der Gedenkkultur. Ortschronist Claus Strobl berichtete über die Geschichte des KZ-Außenlagers „Kaufering X", bevor der Zeitzeuge Abba Naor das Wort ergriff. Der Holocaust-Überlebende schilderte seine persönlichen Erlebnisse an diesem Ort des Martyriums und beantwortete anschließend Fragen aus dem Publikum. Dr. Ekkehard Knobloch, Alt-Oberbürgermeister von Gauting und langjähriger Freund Abba Naors, erinnerte in seinen abschließenden Worten an die zähen Anfänge, eine Erinnerungskultur im ländlichen Raum zu etablieren – und wie wichtig es sei, diesen Weg konsequent weiterzugehen.

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Geschichte eines Ortes des Leidens

Am 18. August 1944 kamen 500 KZ-Häftlinge aus dem KZ Stutthof nach Utting – überwiegend jüdische Gefangene, die zuvor im KZ Kauen und seinem Außenlager Schaulen inhaftiert waren. Im neu errichteten KZ-Außenlager „Kaufering X“ mussten sie unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit leisten: Sie fertigten Betonteile für Rüstungsbunker im Werk der Firma Dyckerhoff & Widmann. Ende April 1945 trieb die SS die KZ-Häftlinge auf einen Todesmarsch Richtung Dachau. Viele überlebten die Strapazen nicht.

Der KZ-Friedhof

Die SS befahl, die Toten des KZ-Außenlagers „Kaufering X“ in einem Waldstück südwestlich des Lagers zu verscharren. Nach Kriegsende errichteten befreite KZ-Häftlinge an dieser Stelle einen ersten Gedenkort, der 1946 zum heutigen KZ-Friedhof gestaltet wurde. Hier liegen heute 28 KZ-Opfer bestattet. Vom Lager selbst existieren keine baulichen Überreste mehr – auf dem Gelände entstand eine Wohnsiedlung. Heute mahnen mehrere Denkmäler zur Erinnerung, darunter das Mahnmal auf dem ehemaligen Werksgelände (2011) und das Beton-Mahnmal des Überlebenden Solly Ganor (2012) auf dem KZ-Friedhof.

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